Blockaden im Bewerbungsprozess: Hindernisse bei der Jobsuche überwinden
Im März 2024 nehmen wir Themen rund um berufliche Neuorientierung, Selbstentfaltung und persönliches Wachstum in den Blick. Lenja Lehnard, systemische Coach, fokussiert sich in ihrem Blogartikel auf „Blockaden im Bewerbungsprozess: Hindernisse bei der Jobsuche überwinden“ und blickt dabei auch auf eigene Widerstände bei der Jobsuche.
Nicht allen fällt ist es leicht, sich hinzusetzen und Bewerbungen zu schreiben. Oft erleben Menschen einen inneren Konflikt: Einerseits sollten sie sich einen neuen Job suchen, andererseits spüren sie eine Blockade. Genau in dieses Spannungsfeld möchten wir heute genauer hinschauen und verstehen, warum es so wichtig ist, sich in dieser Phase mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht kannst du zum Ende des Artikels auch die Perspektive wechseln und siehst es ähnlich wie Lenja: „Blockaden bei der Jobsuche und im Bewerbungsprozess – Deine Chance für persönliches Wachstum“
Zwischen Jobs – Kein bunter Ponyhof
Wird ein Arbeitsverhältnis beendet – egal ob aus eigener Entscheidung oder unfreiwillig – entsteht häufig Druck in uns. Der Druck, so schnell wie möglich etwas Neues zu finden. Bloß nicht „zu lange“ arbeitslos sein. Spätestens wenn das Arbeitslosengeld 1 ausläuft, macht sich Enge und Unruhe breit: “Ich muss jetzt einen Job finden und Bewerbungen schreiben, ich habe keine Zeit.”
Doch warum ist das so?
Unsere Arbeit ist eng mit unserer Identität und zwangsläufig mit unserem Selbstwert verbunden. Dazu schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung:
“Der Verlust des Arbeitsplatzes hat nicht nur Konsequenzen für die Einkommenssituation und den Lebensstandard, sondern ist auch mit psychosozialen Belastungen und einer Verminderung des Selbstwerts verbunden. Auswirkungen auf die Gesundheit sind vor allem dann zu erwarten, wenn die Arbeitslosigkeit länger andauert und die Aussichten auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt gering sind.“
N. Michalski T. Lampert für bpb.de
Kurz gesagt: Unser Selbstwert hängt oft von unserer beruflichen Leistung ab, und wir verbinden unsere Arbeit stark mit sozialer Akzeptanz, Zugehörigkeit, Teilhabe und Daseinsberechtigung. In solchen Momenten neigen wir dazu, uns nicht näher mit aufkommenden Gefühlen auseinanderzusetzen, sondern füllen unser Leben schnell mit externem Sinn in Form von Arbeit.
Was aber, wenn uns etwas davon abhält uns hinzusetzen, Jobs zu suchen und Bewerbungen zu verfassen? Was, wenn Enge, Scham, Hilflosigkeit oder Widerwillen allein beim Gedanken an einen neuen Job aufkommen? In solchen Momenten kann die Neigung bestehen, diese Gefühle zu ignorieren und sich selbst zu drängen – ganz nach dem Motto ‚Augen zu und durch‘.
Natürlich gibt es auch Menschen, bei denen der Prozess der Jobsuche reibungslos verläuft: Job suchen, bewerben, Job Interviews – und schon ist der neue Job in Reichweite. Doch wenn es hakt, könnte dies ein Hinweis sein. Anstatt sich davon verrückt machen zu lassen, bietet sich die Gelegenheit, die Ursachen zu erforschen und die darin liegende Entwicklungschance zu nutzen.
Wann ist es sinnvoll, einen Umweg der Selbsterforschung einzuschlagen?
Ich bin überzeugt, dass es für uns alle hilfreich ist, während und besonders zwischen zwei Arbeitsverhältnissen innezuhalten. Sich aktiv mit der eigenen beruflichen Entwicklung auseinanderzusetzen und zu reflektieren: „Was lief gut, was sollte beim nächsten Mal anders sein? In welche Richtung möchte ich mich entwickeln?“ Schließlich macht Arbeit einen Großteil unseres Lebens aus.
Es gibt jedoch Fälle, wie bereits erwähnt, bei denen meine Erfahrung aus dem Jobcoaching zeigt, dass ein genauerer Blick notwendig ist. In meiner Arbeit mit arbeitslosen Menschen begegnen mir immer wieder Symptome, die als Hinweis dienen können. Einige davon, aber bei Weitem nicht alle, möchte ich hier kurz nennen:
Prokrastination: Du versuchst, dich auf die Jobsuche zu konzentrieren. Plötzlich findest du dich jedoch beim Aufräumen der Wohnung oder Gießen deiner Pflanzen wieder. Oder du scrollst durch die sozialen Medien. Das kann ein Zeichen einer Vermeidungsstrategie sein, um ein unangenehmes Gefühl (wie das der Bewerbung oder des Jobs) zu umgehen.
Unsicherheit über eigene Fähigkeiten und sich selbst kleinreden: „Ich werde keinen Job finden. Alle anderen sind besser als ich. Ich erfülle die Kriterien nicht und werde den Anforderungen nicht standhalten können.“
Schwierigkeiten bei Entscheidungen: „Ich müsste mich bewerben, aber ich weiß nicht genau, was ich will.“ Dieses Gefühl der Ziellosigkeit und die Angst vor dem nächsten Schritt können darauf hinweisen, dass dein innerer Kompass erst einmal neu ausgerichtet werden möchte.
Frustration über die Möglichkeiten/Hoffnungslosigkeit: „Es wird sowieso wieder so enden wie immer. Ich bin nicht dafür gemacht. Es gibt keine Arbeitsumfelder, die zu mir passen.“
Nicht hilfreiche Muster: „Ich bleibe nie lange in einem Job. Ich komme mit Kollegen nicht klar. Die Arbeit überfordert mich. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“
Konflikt zwischen Vorstellungen über den Job und der Realität: „Ich liebe meine Arbeit als Koch, aber unter den aktuellen Arbeitsbedingungen kann ich nicht mehr arbeiten.“
Ich möchte betonen, dass all diese Gefühle und Gedanken in unterschiedlichen Kombinationen, Ausprägung und Zeitpunkten auftreten können und so unterschiedlich und bunt sein können, wie wir Individuen nun mal sind.
Blockaden bei der Jobsuche überwinden
Blockaden sind Signale für uns. Signale, um genauer hinzuschauen. Was hinter all dem stecken kann:
- Häufig ist Orientierungslosigkeit und das Fehlen von Sinnhaftigkeit in der Arbeit verantwortlich. Um dieses Thema anzugehen, kann es sinnvoll sein, Fragen wie diese zu klären: “ Was kann ich gut. Wo gehe ich wirklich auf? Was sind meine sogenannten Softskills (wie Empathie, die Fähigkeit zu vermitteln etc.)? Was sind meine Werte und wie spiegeln sie sich in meiner Arbeit wider? Wo will ich sie wie einsetzen?”
Wenn die Beantwortung solcher Fragen nicht leichtfällt, ist es oft hilfreich, Dritte zur Reflektion hinzuzuziehen. Sei es durch Gespräche mit Freunden, Familie oder professionelle Unterstützung in Form eines Coachings. - Ein weiterer Aspekt sind fehlende Ziele oder der Mangel an einem klaren Kompass, der eine sinnvolle Richtung vorgibt. Ziele sind wichtig, um den nächsten Schritt zu planen und dementsprechend umsetzen zu können. Fehlen sie, möglicherweise weil wir noch nicht genügend Informationen über uns und unsere Wünsche gesammelt haben (Selbstkenntnis, Kompass, Werte, etc.), weist unser Inneres möglicherweise freundlich darauf hin: „Das ist mir zu unsicher, wir wissen doch noch gar nicht, in welche Richtung es gehen soll.“
- Vielleicht hast du auch negative Erfahrungen in früheren Jobs gesammelt, sei es durch einen konstant kritisierenden Vorgesetzten, Überlastung oder Probleme mit Kollegen. Über einen längeren Zeitraum können solche Erfahrungen stark an unserem Selbstwert nagen. Um solche Erlebnisse nicht zu wiederholen, neigen wir in unserer diffusen Angst oft dazu, dem großen Ganzen (Job/Bewerbung) auszuweichen.
Anstatt dessen kannst du deine vergangenen Erfahrungen nutzen, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Was sind deine ‚Must-haves‘, was sind deine No-Gos? Erstelle eine Liste, die auch als Erinnerung während eines Bewerbungsgesprächs dienen kann. Gehe ins Detail: Wenn für dich wertschätzender Umgang unabdingbar ist, wie fühlst du dich wertgeschätzt? Wie zeigt sich das konkret in der Arbeit und im zwischenmenschlichen Miteinander? - Grenzen setzen ist ein weiteres häufiges Thema. Wenn unsere Grenzen oft überschritten werden, löst dies früher oder später negative Gefühle, Stress oder Frustration aus. Werden Grenzen nicht beachtet, geht es uns auf Dauer nicht gut. Wenn es dann darum geht, einen neuen Job zu finden, du dich jedoch noch nicht mit deinen Bedürfnissen, Grenzen und ihren Anzeichen auseinandergesetzt hast, fehlt dir das Vertrauen in dich, um beim nächsten Job die Fäden und damit dein Wohlbefinden in der Hand zu haben. Lerne also deine Grenzen und ihre Symptome kennen, um mehr Sicherheit zu empfinden und für dich einzustehen.
Reflektiere über Situationen, die sich für dich im Nachhinein unpassend angefühlt haben. Schreibe auf, welche Vorzeichen es gab und ob sich ableiten lässt, was genau der Teil war, der die Grenzüberschreitung ausgemacht hat. Und dann beobachte dich im Alltag, lerne dich kennen. Wie fühlt sich was wie an?
Fazit: Den Mut finden, sich selbst zu entdecken und neue berufliche Schritte zu gehen
Dies oben aufgezeigten Blockaden bei der Jobsuche sind nur einige wenige, grobe Themen, die einer Situation, in der „ich Bewerbungen schreiben sollte, aber es geht einfach nicht“, zugrunde liegen können. Oft sind es auch mehrere Aspekte, die stark miteinander vernetzt sind.
Die Möglichkeit, solche Fragen zu stellen, innezuhalten, zu reflektieren und nachzujustieren, empfinde ich persönlich als Luxus und Privileg, den zumindest meine Großeltern nicht hatten und den viele Menschen immer noch nicht haben.
Mein Ziel mit diesem Artikel ist es, dir Mut zu machen, hinzuschauen, wenn sich etwas unangenehm anfühlt. Wir uns beispielsweise vor der Jobsuche drücken oder uns blockiert fühlen. Denn das hat nichts damit zu tun, dass wir faul oder unfähig sind, wie wir uns oft gerne einreden. Es lohnt sich, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und in Selbstentdeckung, Entfaltung und Selbstkenntnis zu investieren.
Meine Erfahrung, auch ganz persönlich auf meiner wilden beruflichen Entdeckungsreise, ist: Selbstkenntnis ist einer der wichtigsten Schlüssel, um selbstwirksame (berufliche) Schritte zu gehen. Gerne begleite ich dich, damit du dich voll und ganz auf das „Mich selbst entdecken“ konzentrieren kannst.
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