Stressmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen

Stressmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen

Vor kurzem hat unsere Redakteurin, Anna-Lena Janz, ihre Abschlussarbeit für ihr Studium der angewandten Psychologie abgegeben. Das Thema: Stressmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen. In ihrer Bachelorarbeit hat sie untersucht, was die jeweiligen Stressoren der Mitarbeitenden in kleinen und mittelständischen Unternehmen (abgekürzt KMU) sind und wie die daraus resultierenden Belastungen mithilfe des Gesundheitsförderungsprogramms „Gelassen und sicher im Stress“ nach Kaluza reduziert werden können. Dieses Programm hat Anna selbst absolviert, sich als Trainerin dafür qualifiziert und bietet es in ihrem Institut „Janz Gesund“ an. Es ist ihr Herzensthema. Nachfolgend findet ihr einen Auszug aus ihrer Arbeit.

Positiver und negativer Stress

Bei uns Menschen ist Stress als Belastung allgegenwärtig: Faktoren wie Termindruck bei der Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Selbstoptimierung können dazu beitragen, dass wir uns gestresst fühlen. Normalerweise hilft uns Stress, Höchstleistungen zu erbringen und Aufgaben erfolgreich zu erledigen. Das wird auch als positiver Stress bezeichnet. Wird der Stress jedoch zu viel und dauerhaft, wandelt er sich in negativen Stress und kann uns krank machen. Zu den negativen Auswirkungen von Stress zählen Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden bis hin zu Depressionen und Burnout (vgl. TK, 2021, S. 2).

Die Notwendigkeit von Stressmanagement in Unternehmen

Heutzutage ist Stress ein allseits bekanntes Thema, insbesondere in der Arbeitswelt. In kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlt oft ein:e direkte:r Ansprechpartner:in, so dass effektives Stressmanagement und betriebliches Gesundheitsmanagement erschwert wird. Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit fokussierte sich Anna auf das dritte Modul des Kaluza-Programms „Stresssituationen wahrnehmen, annehmen und verändern – das Problemlösetraining“ untersucht. Ein eigener Fragebogen basierend auf Kaluza wurde erstellt und über zwei Wochen an Proband:innen verteilt. Die Auswertung diente der Formulierung von Handlungsempfehlungen.

Stress in der Arbeitswelt und die Bedeutung von Stressmanagement

Viele Menschen leiden aktuell unter Stress. Termindruck bei der Arbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind häufige Ursachen, die zu Erkrankungen führen können (vgl. TK, 2021, S. 2). Bei Krankenkassen kommt es seit über 15 Jahren zu einer Zunahme stressbedingter Krankschreibungen. 15 Fehltage pro Kopf fallen dabei an, davon 2,5 Tage aufgrund psychischer Beschwerden wie Depressionen und Angststörungen (vgl. TK, 2016, S. 2). Die Top drei der Stressverursacher der Deutschen sind:

  • die Arbeit,
  • hohe Ansprüche an sich selbst
  • sowie Erkrankungen von ihnen nahestehenden Personen, verstärkt insbesondere durch die Corona-Pandemie.

Laut der TK-Stressstudie 2021 machen häufig gestresste Personen mit psychischen Beschwerden 10 % der Bevölkerung aus. Aufgrund dessen ist ein effektives Stressmanagement ein wichtiges Werkzeug, um den zunehmenden Anstieg der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken (vgl. TK, 2021, S. 4). Ein gelungenes Stressmanagement, insbesondere Stressmanagement-Kurse können hierbei Abhilfe schaffen. Sie werden teilweise von Krankenkassen finanziert (vgl. u. a. Kaluza, 2007; Kaluza, 2010; Wagner-Link, 2008; Joiko et al., 2010).

Auffallend ist, dass gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen oftmals ein Betriebliches Gesundheitsmanagement komplett fehlt oder es von einer einzigen Person als Nebentätigkeit nebenher übernommen wird. Betriebliches Gesundheitsmanagement bekommt somit nicht die Aufmerksamkeit, die es benötigen würde (vgl. Personalwirtschaft, 2019, S. 20 ff.).

Zukunftsperspektiven im Stressmanagement für Unternehmen

Um den weiteren Anstieg psychischer Erkrankungen zu verhindern, ist eine wirksame Stress- und Burnout-Prävention im Unternehmen wichtig. Dies kann eine Erweiterung der jeweiligen Gesundheitskompetenz der Mitarbeitenden und der Führungskräfte sein, damit diese die Abläufe des Stressgeschehens kennen und gleichzeitig eine Bereitschaft für die Veränderung im Umgang mit belastenden Situationen lernen können. In der betrieblichen Prävention sollten ebenfalls verhältnis- und verhaltensbezogene Maßnahmen angewandt werden. Mit deren Hilfe lassen sich zum einen Stress abbauen und zum anderen die persönliche Stressbewältigung verbessern (vgl. Rimbach, Wienemann, 2015, S. 34).

Kaluza hat in einer Metaanalyse von 36 Studien zu Stressbewältigungstrainings festgestellt, dass diese kurzfristig wirksam sind, insbesondere in Bezug auf die Reduktion negativer Befindlichkeiten wie Ängstlichkeit oder Deprimiertheit. Dabei haben die Trainings eine durchschnittliche Gesamttrainingszeit von 13 Stunden. Der Trainingszeitraum beträgt einen Tag bis 28 Wochen, mit einem Durchschnitt von sieben Wochen. Die signifikantesten Effekte treten ein bis sechs Monate nach dem Training auf (vgl. Kaluza, 1997, zit. n. Kaluza, 2002, S. 7 f.).

Ergebnisse der Stressmanagement-Befragung in kleinen und mittelständischen Unternehmen

In kleinen Unternehmen häufig kein Stressmanagement

Die Befragung ergab, dass in kleinen Unternehmen häufig keine Stressmanagement-Maßnahmen angeboten werden. Dies führt dazu, dass den dortigen Beschäftigten oft die Kompetenzen zur Stressbewältigung fehlen. In mittelständischen Unternehmen werden solche Maßnahmen hingegen häufiger angeboten. Daher nutzen die Beschäftigten dort vermehrt Stressmanagement-Maßnahmen, obwohl sie sich trotzdem oft privat oder beruflich gestresst fühlen, was möglicherweise mit der höheren Anzahl an Vollzeitbeschäftigten zusammenhängt. Hervorzuheben ist, dass vor allem Personen in mittelständischen Unternehmen die im Fragebogen erfragten Schritte und Ideen auch in Zukunft anwenden möchten. In kleinen Unternehmen ist dieser Anteil geringer.

Weitere Analysen für mehr Aussagefähigkeit notwendig

Es ist wichtig anzumerken, dass die Umfrage eine Gelegenheitsstichprobe war, weshalb die Ergebnisse nicht vollständig auf die gesamte Population übertragbar sind. Verzerrungen könnten aufgrund der geringen Teilnehmendenzahl von 223 Personen entstanden sein, was einem Konfidenzintervall von etwas mehr als 85 % mit einer Fehlerspanne von 5 % entspricht. Zudem umfasst das Umfeld der Forscherin viele Selbstständige oder Beschäftigte in Großunternehmen.

Dennoch bietet diese Umfrage einen ersten Eindruck und zeigt Tendenzen auf, die in zukünftigen Trainings genauer untersucht werden können. Insgesamt wurde deutlich, dass weiterhin viel Forschung notwendig ist und jedes Ergebnis individuell sein darf und wird. So können für jedes Unternehmen spezifische Analysen durchgeführt und passende Maßnahmen geplant werden, um sich intensiv mit dem Thema „Stress und dessen Bewältigung“ auseinanderzusetzen. Dadurch können zielführende Lösungen für ein stressfreies Arbeitsleben und erfolgreiche Mitarbeitende erarbeitet werden.

Solltet ihr Unterstützung zum Thema Stressbewältigung in privaten oder beruflichen Kontext benötigen oder die detaillierten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen ihrer Befragung und Abschlussarbeit erfahren wollen, wendet euch gerne direkt an Anna unter Janz Gesund.

Quellen

Joiko, K.; Schmauder, M.; Wolff, G. (2010): Psychische Belastung und Beanspruchung im Berufsleben. Erkennen – Gestalten. 5. Auflage, Dortmund: BAuA – Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Kaluza, G. (2002). Förderung individueller Belastungsverarbeitung: Was leisten Stressbewältigungsprogramme? In B. Röhrle (Hrsg.), Prävention und Gesundheitsförderung, Band II Tübingen: DGVT, S.195 218.

Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress. 3. Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer.

Kaluza, G. (2010): Leben im Gleichgewicht. Stress erfolgreich bewältigen. DAK Hamburg.

Personalwirtschaft (2019). BGM im Mittelstand 2019/2020. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Zeiten der digitalen Transformation. Eine Studie der Zeitschrift Personalwirtschaft. Köln: Wolters Kluwer Deutschland.

Rimbach, A.; Wienemann, E. (2015): Nachhaltigkeit und Sicherung von Qualität: Betriebliches Gesundheitsmanagement. Arbeitsgestaltung in der Pflege. Hamburg: HFH.

TK (Techniker Krankenkasse) (2016). Entspann dich, Deutschland – TK Stressstudie 2016. Hamburg: TK.

TK (Techniker Krankenkasse) (2021). Entspann dich, Deutschland – TK Stressstudie 2021. Hamburg: TK. Wagner-Link, A. (2008). Der Stress: Stressoren erkennen, Belastungen vermeiden, Stress bewältigen. Hamburg: Techniker Krankenkasse

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